
Kurhaus Schärding auf dem Weg zur Gemeinwohl-Bilanz
Harald Schopf, Direktor im Kurhaus Schärding der Barmherzigen Brüder, spricht mit Maria Holzer offen und authentisch über den Weg vom Kurhaus Schärding zur Gemeinwohl-Bilanz.
Das Kurhaus Schärding, ein traditionsreiches Haus in Österreich, ist auf dem Weg, sich nicht nur als ein erstklassiger Gastgeber, sondern auch in Sachen Gemeinwohl-Ökonomie zu etablieren. In einem inspirierenden Gespräch mit Harald Schopf, dem Direktor des Kurhauses, erfuhren wir mehr über ihren mutigen Weg zur Erstellung einer Gemeinwohl-Bilanz.
Die Gemeinwohl-Ökonomie: Ein Ansatz, die Welt besser zu machen
Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eine österreichische Initiative, die den Menschen und ihr Umfeld in den Mittelpunkt stellt.
Harald Schopf spielt bereits seit längerer Zeit mit dem Gedanken, sich mit dem Kurhaus Schärding auf dem Weg zur Gemeinwohl-Bilanz zu begeben. Bereits im Herbst des Vorjahres gab es einen ersten Workshop, wo der empathische Hoteldirektor jedoch feststellte, dass die Zeit noch nicht reif ist und beweist damit Empathie und Weitblick: denn der richtige Zeitpunkt für den Start ist wichtig für die erfolgreiche Umsetzung.
Heuer sieht die Situation anders aus: Nachdem das Thema Zeit hatte in den Köpfen der Mitarbeitenden zu reifen, ist die Motivation und die Bereitschaft nun gegeben: Der richtige Zeitpunkt, um zu starten.
Ein partizipativer Prozess: Mitarbeitenden sind von Anfang an dabei
Die Mitarbeitenden im Kurhaus Schärding wurden von Beginn an eingeladen, freiwillig an dem Prozess teilzunehmen. Schön zu sehen, dass sich die Arbeitsgruppen gebildet haben und hohes Interesse an dem Thema besteht. Zudem begleitet eine Studentin den Prozess im Zuge ihrer Bachelorarbeit.
Der Weg zur Gemeinwohl-Bilanz besteht aus mehreren Schritten. Es gibt unterschiedliche Workshops und Zeit dazwischen, um die Themen auszuarbeiten. Der Prozess beinhaltet die Erstellung eines Berichts und letztendlich die Durchführung eines Audits im nächsten Jahr.
Im Kurhaus Schärding ist für Dezember eine Veranstaltung geplant, wo die Ergebnisse allen Mitarbeitenden in Form einer Art Vernissage präsentiert werden.
Die vier zentralen Themen der Gemeinwohl-Ökonomie
Die Grundidee besteht darin, das Wertesystem der Gemeinwohl-Ökonomie in allen Bereichen des Unternehmens zu integrieren, diese sind:
Menschenwürde
Solidarität und Gerechtigkeit
Ökologische Nachhaltigkeit
Transparenz und Mitentscheidung
Diese Themen betreffen alle Berührungsgruppen des Unternehmens und können in der Gemeinwohl-Matrix eingesehen werden:

Quelle: Gemeinwohl-Matrix | Gemeinwohl-Bilanz - Gemeinwohl-Ökonomie Österreich (ecogood.org)
Verantwortung in der Praxis
Ein bemerkenswerter Aspekt betrifft die Lieferantenwahl. Im Kurhaus Schärding wird darauf geachtet, lokale Lieferanten zu unterstützen und Produkte zu verwenden, die regional verfügbar und zudem ökonomisch sinnvoll sind. Dies erläutert der engagierte Direktor am Beispiel von Bleistiften:
Im Interesse der Gäste des Kurhauses wurde die Beschaffung von Bleistiften in Erwägung gezogen. Ein sorgfältiger Vergleich der Bestellung zwischen einem großen Onlinehändler und einem regionalen Anbieter ergab ein erfreuliches Ergebnis: Über den regionalen Anbieter konnten regionale Bleistifte einer qualitativ hochwertigen Firma erworben werden und dies zu einem kostengünstigeren Preis.
Harald Schopf zeigt hierdurch auf: Jeder Einzelne kann Veränderungen in seinem Verantwortungsbereich bewirken und selbst kleine Schritte können zu einer nachhaltigeren Welt beitragen.
Die Herausforderungen
Die größten Herausforderungen sieht der erfahrene Hoteldirektor darin, alle Mitarbeitende in den Prozess und in das Thema einzuführen. Dieser Prozess benötige Zeit und brauche Begleitung, sowie ein Commitment von allen Führungskräften. Die Gemeinwohl-Ökonomie ist ein mächtiges Instrument mit großem Potenzial. Umso wichtiger sei es, mit vollem Engagement heranzugehen und diese Potenziale zu entfalten.
Abschließende Gedanken und Ratschläge
Harald Schopf gibt eine bedeutende Überlegung für Unternehmen mit, die sich auf den Weg zur Gemeinwohl-Ökonomie begeben möchten: Der optimale Zeitpunkt für den Start sei dann gegeben, wenn die wirtschaftliche Situation stabil ist und ausreichende Ressourcen zur Verfügung stehen, um Veränderungen auf nachhaltige Weise zu realisieren. Denn es sei schwierig, das volle Potenzial zu entfalten, wenn im Moment Kosteneinsparungen im Mittelpunkt stehen.
Die Gemeinwohl-Ökonomie repräsentiert nicht lediglich einen neuen Ansatz, sondern eine grundsätzliche Denkweise.
Das Kurhaus Schärding lebt konsequent seine Werte und zögert nicht, sich laufend zu entwickeln. Wir wünschen im weiteren Prozess alles Gute und bedanken uns herzlich für einen ehrlichen Einblick und diese vorbildliche Inspiration!